Seit 1. August dürfen Kreuzfahrtschiffe nicht mehr direkt in Venedig vor Anker gehen. Bisher nahmen die Riesen aus Stahl die Route direkt vorbei am Markusplatz, durch den Giudecca-Kanal bis zu den Anlegestellen am westlichen Stadtrand.

Bei diesem Anblick ist schon so manchem Touristen die Kinnlade heruntergefallen, wie diese Giganten der Meere die Altstadt der Serenissima überragen und wie eine Miniaturwelt wirken lassen. 

Jahrelang haben viele Venezianerinnen und Venezianer und auch Umweltverbände dafür gekämpft, dass damit Schluss ist. 

Ihre Argumente: 

  • Die vielen Kreuzfahrtpassagiere, die in kürzester Zeit in die Stadt strömen. Sie schlafen nicht in der Stadt und geben hier meist nur wenig Geld aus.
  • Abgase und Feinstaub, die die großen Schiffe massenweise in die Luft blasen
  • Und: Je größer das Schiff, desto mehr Wasser verdrängt es. Und das führt zu Wellen, die die Fundamente der Häuser gefährden. 

Aus diesem Grund hatte die UNESCO Italiens Regierung damit gedroht, Venedig auf die Negativ-Liste für gefährdetes Weltkulturerbe zu setzen, wenn die Schiffe weiter fahren dürfen. 

Und die Regierung hat jetzt tatsächlich ziemlich schnell Nägel mit Köpfen gemacht. Das Verbot, durch Venedig zu fahren, gilt für Schiffe, die länger als 180 Meter sind oder besonders viele Abgase ausstoßen.

Ende gut, alles gut?

Man könnte also meinen, jetzt, wo die riesigen Schiffe aus der Stadt verbannt wurden, ist doch alles gut, oder?

Nein, nicht wirklich. Denn: Die Schiffe fahren nach wie vor in die Lagune hinein. Zwar nicht direkt durch die Stadt, aber an Venedig vorbei zum Industriehafen am Festland. Marghera heißt der. Und der soll jetzt mithilfe einer Finanzspritze von 157 Millionen Euro schicke Anlegestellen für die Kreuzfahrtschiffe bekommen. 

Die großen Schiffe wirbeln in der Lagune den Meeresgrund auf. Die Sedimente werden dann ins Meer gespült. Neue Fahrrinnen werden wahrscheinlich nötig, diese verschärfen das Problem noch. Wenn Wattböden und Sandbänke in der Lagune aufgrund der Schiffe abgetragen werden, kann das dem Ökosystem schwere Schäden zufügen. Keine gute Nachrichten also für die in der Lagune lebenden Tiere und Pflanzen.

Langfristig sollen die Kreuzfahrtschiffe daher außerhalb der Lagune anlegen. Aber wo? Diese Antwort darauf soll ein Ideenwettbewerb liefern. Es gibt aber noch eine andere Frage, die man vielleicht vorher klären sollte: 

Und zwar: Braucht Venedig eigentlich den Kreuzfahrt-Tourismus? Die meisten Venezianerinnen und Venezianer könnten gut darauf verzichten.